Kontakt aufnehmen
Digitalisierung und die Zukunft der Öl- und Gaslieferkette

Artikel, Artikel, Fallstudien

Digitalisierung und die Zukunft der Öl- und Gaslieferkette

Das Weltwirtschaftsforum vertritt die Ansicht, dass die Digitalisierung für Öl- und Gasunternehmen eine Chance mit Wert von 1 Billion USD darstellt. Durch die Nutzung neuer digitaler Lösungen für Bereiche wie Asset Lifecycle Management, Zusammenarbeit und Kundenbindung können Öl- und Gasunternehmen in Europa ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle transformieren.

Aber es ist gar nicht so einfach, digitale Lösungen zu implementieren und sie ihre Magie entfalten zu lassen.

Im Öl- und Gassektor gibt es eine Reihe von Barrieren, die dazu geführt haben, dass die Branche bei der Digitalisierung ihrer Lieferketten hinterherhinkt. Erstens wurden die regulatorischen Rahmenbedingungen der Branche nicht mit Blick auf die Art von Datenaustausch geschaffen, wie sie heute üblich ist. Zweitens fehlt es in allen Ökosystemen der Branche an Datenstandards und Datenaustausch. In der Eile, möglichst schnell an Öl zu kommen, hat Schnelligkeit häufig Vorrang vor Effizienz, was zu einem Anstieg der Kosten führt.

Während Öl- und Gasunternehmen bei der Digitalisierung etwas zögerlich sind, werden die Vorteile in anderen Branchen immer offensichtlicher. Die Digitalisierung stellt eindeutig eine Chance für Upstream-Unternehmen und für die Öl- und Gaslieferkette insgesamt dar.

Im Folgenden wird erläutert, wie die Branche ihre Aufholjagd beginnen kann.

Der potenzielle Nutzen für Upstream-Unternehmen in der Öl- und Gasbranche

Für Upstream-Unternehmen in der Öl- und Gasbranche in Europa könnte die Digitalisierung zu Einsparungen von bis 73 Milliarden Dollar pro Jahr führen. Förderung und Produktion von Öl und Gas erfordern die Analyse großer Mengen an seismischen und geologischen Daten sowie komplexe Lieferketten, die aus Offshore-Plattformen und anderen komplexen Anlagen bestehen. Außerdem finden die Projekte üblicherweise in risikoreichen Umgebungen statt.

Die Energieberatung Wood Mackenzie ist der Ansicht, dass der Schlüssel zur Senkung von Kosten und Risiken nicht so sehr in der Verfolgung interner Ansätze liegt, sondern vielmehr in der Nutzung digitaler Lösungen, die außerhalb der Branche entwickelt wurden. Branchen wie die Fertigungsindustrie und der Einzelhandel haben eine große Akzeptanz digitaler Lösungen erlebt, die dazu beigetragen hat, besser auf die Nachfrage zu reagieren, Engpässe zu antizipieren und die Effizienz zu steigern.

Die Erkenntnisse aus diesen Branchen könnten auf die Upstream-Lieferketten im Öl- und-Gassektor übertragen werden. Eine fortschrittliche Datenanalyse ist ein wichtiger Weg zur Vermeidung potenziell kostspieliger Störungen, während eine präskriptive Wartung eine erhebliche Reduzierung der Ausfallzeiten in den Anlagen bewirken kann. Durch die Einführung von maschinellem Lernen und des Internets der Dinge (IoT) können die Produktionskosten gesenkt werden.

Wir befinden uns aktuell in einer Phase intensiver technologischer Innovationen. Von der Energiebranche bis zum Gesundheitswesen führen Start-ups und etablierte Unternehmen Lösungen ein, die die tagtägliche Arbeitsweise der Branchen neu definieren. Das sollte in der Öl- und Gasbranche nicht anders sein.

Digitalisierung der Lieferkette: eine wichtige Chance

Die Digitalisierung könnte nicht nur die Art und Weise verändern, wie Öl- und Gasvorkommen entdeckt und gefördert werden, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die Abläufe in den Lieferketten der Branche haben. Die Vielzahl der entstehenden technologischen Innovationen stellt für die Zukunft Lieferketten in Aussicht, die weniger linear ausgerichtet und stärker miteinander verbunden sind. Von der Befähigung zu einer schnelleren und fundierteren Entscheidungsfindung bis hin zum Aufbrechen funktionaler Silos, die bisher den Datenaustausch behindert haben, kann die Digitalisierung Einkäufern und Lieferanten helfen, sich effektiver zu vernetzen und konstruktiver zusammenzuarbeiten.

Selbstverständlich halten wir dies für eine großartige Möglichkeit. Eine McKinsey-Umfrage von 2017 ergab jedoch, dass die meisten Lieferketten einen Digitalisierungsgrad von nur 43 % aufweisen. Und das, obwohl die Transparenz der Lieferkette von vielen als ein wichtiges operatives Ziel bezeichnet wurde. Öl- und Gasunternehmen in Europa ignorieren ein wichtiges Instrument zur Erreichung dieses Ziels. Grund hierfür könnten einige banale, für die Beschaffung charakteristische Herausforderungen sein.

Zwar haben Entscheidungsträger in der Beschaffung häufig erkannt, wie eine digitale Lösung ihre Betriebsabläufe unterstützen könnte, aber ein knappes Budget und mangelnde organisatorische Dringlichkeit sowie das Problem der Integration neuer Technologien in bestehende Systeme stehen einer Implementierung oft im Weg. Umso wichtiger ist es, die richtigen digitalen Lösungen und ihre Vorteile klar zu identifizieren.

Mehrwert für die Öl- und Gaslieferkette schaffen

Ein wichtiger Aspekt für die zunehmende Digitalisierung der Öl- und Gaslieferketten ist die Verdeutlichung der Vorteile. Werfen wir hierzu einen kurzen Blick auf einige der Schlüsseltechnologien:

Künstliche Intelligenz (KI)

Der Hauptvorteil der KI liegt in der Automatisierung von sich wiederholenden und zeitaufwendigen Prozessen wie Lieferantenscreening und Präqualifizierung. Aus der Verlagerung dieser Aufgaben auf intelligente automatisierte Systeme könnten sich erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen ergeben.

Aber das ist noch nicht alles. Virtuelle persönliche Assistenten und kognitive Beschaffungsberater sind auch in der Lage, Audit-Zusammenfassungen zu liefern und Empfehlungen zu qualifizierten Lieferanten sowie zum Leistungs- und Risikomanagement abzugeben. KI kann außerdem die Entscheidungsfindung eines Unternehmens auf ein ganz neues Niveau bringen, indem sie historische Daten, bekannte Schwachstellen, geologische und seismische Daten und alle anderen relevanten Informationen innerhalb von Sekunden analysiert.

Big Data und prädiktive Analysen

Die Öl- und Gasindustrie ist gekennzeichnet durch komplexe und mit besonderen Herausforderungen verbundene globale Lieferketten. Erweiterte Datenanalysen können Einkäufern helfen, große Datenmengen zu sammeln, zu verifizieren und zu nutzen. Dies bringt eine Reihe potenzieller Vorteile mit sich, wie z. B. eine einheitliche Eingliederung von Lieferanten und die Bewältigung der üblichen Engpässe wie schlechtes Bestandsmanagement und verspätete Lieferungen.

Eine bessere Nutzung der Daten kann die Profilerstellung und Eingliederung von Lieferanten erheblich beschleunigen. Lieferantendatenbanken, die es Beschaffungsteams ermöglichen, Unternehmen schnell zu recherchieren, um auf die benötigten Informationen wie Präqualifizierung, Compliance und Finanzdaten zuzugreifen, stellen alle erforderlichen Daten an einem einzigen Ort bereit.

Internet der Dinge (IoT)

Cloud-Computing und IoT schließen sich zusammen, um auf allen Stufen der Öl- und Gaslieferkette Netzwerke von verbundenen Geräten und Mitarbeitern aufzubauen. Die beiden Hauptvorteile hierbei sind das Remote-Management von Belegschaften und die Echtzeitüberwachung von Prozessen und Anlagen. Wenn Mitarbeiter über weite Arbeitsbereiche verstreut sind, ermöglicht Cloud-Computing die zentrale Koordinierung ihrer Arbeitsabläufe. Außerdem können Standortmanager jeden Aspekt ihrer Betriebsabläufe auf sichere und überprüfbare Weise in Echtzeit verfolgen.

Die Herausforderung für Beschaffungsexperten

Auch wenn die Vorteile der Digitalisierung für Öl- und Gasunternehmen in Europa klar auf der Hand liegen, ist dies noch keine Garantie dafür, dass die Implementierung für Beschaffungsteams eine leichte Aufgabe ist. Selbst wenn sie sich genügend Geldmittel und Unterstützung durch das Management gesichert und dann eine Möglichkeit für die Integration neuer Lösungen in ihre Altsysteme erarbeitet haben, kann sich die Digitalisierung trotzdem als eine große Herausforderung erweisen.

Es ist wichtig, die Erfahrung und das Fachwissen zu nutzen, die andere Branchen nach Jahren der Anwendung digitaler Lösungen in ihren Lieferketten aufgebaut haben. Der Austausch der Best Practices innerhalb und außerhalb der Branche und die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden entscheidend zur Bewältigung dieser Herausforderungen und zur Ausschöpfung der potenziellen Vorteile der Digitalisierung beitragen.

Wir können Ihnen helfen, die Digitalisierung Ihrer Öl- und Gaslieferkette voranzutreiben. Unser branchenübergreifendes Know-how hilft uns, Best Practices aus der ganzen Welt der Beschaffung und des Lieferkettenmanagements zu nutzen.

Unsere kombinierte Suchfunktion für Öl und Gas Europa bringt unsere Achilles JQS- und FPAL-Gemeinschaften zusammen, sodass Einkäufer aus ganz Europa zusammenarbeiten können. Beispielsweise steigen viele Öl- und Gasunternehmen auf erneuerbare Energien um und möchten daher das hohe Maß an Fachwissen nutzen, das britische und norwegische Betreiber durch jahrzehntelange Arbeit in der Nordsee erworben haben. Öl und Gas ist eine globale Branche, die jedoch noch immer auf lokale Kenntnisse und Erfahrungen angewiesen ist, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Und genau darum geht es in unseren Gemeinschaften.

Die Digitalisierung ist eine große, bisher jedoch weitgehend ungenutzte Chance für die Öl- und Gasindustrie. Das wird sich jedoch hoffentlich bald ändern.

← Artikel