Nach der Annahme durch den EU-Rat, geht es nun um die Umsetzung in nationales Recht. Was können Mitgliedsstaaten und Unternehmen aus Deutschlands Erfahrungen mit dem Lieferkettengesetz lernen?
Im Januar 2023 folgte Deutschland den Vorbildern europäischer Länder wie Norwegen und führte das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ein. Zunächst betraf das Lieferkettengesetz deutsche Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten und dient als Vorläufer der viel diskutierten Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD).
Seit seiner Einführung im Jahr 2023 wurde der Anwendungsbereich des Lieferkettengesetzes auf Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten ausgeweitet. Mit der Ausweitung des Anwendungsbereichs nahmen auch die Herausforderungen deutscher Unternehmen und Branchenverbände zu.
Ein aktueller Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vom Februar 2024 zeigt, dass das Gesetz die betriebliche Belastung, Unsicherheit und in einigen Fällen die Compliance-Kosten erhöht hat. Unternehmen berichteten gegenüber Thomson Reuters über mangelnde globale Wettbewerbsfähigkeit. Die Gesetzbewältigung verursache hohe Kosten und sei eine Belastung.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den vier Herausforderungen deutscher Unternehmen und bietet Lösungsansätze für europäische Unternehmen, die sich nun darauf vorbereiten, Sorgfaltspflichtprozesse einzuführen, um die umfassendere europäische Gesetzgebung zu erfüllen.
- Datenqualität, Verfügbarkeit und Transparenz in der Lieferkette
Internationale, komplexe Lieferketten bereiten Unternehmen Schwierigkeiten mit der im Bereich der Sorgfaltspflicht. Informationen sind aufwendig in der Beschaffung, oft fehlen aktuelle oder überprüfbare Fakten, um Lieferanten effektiv zu bewerten und Risiken zu identifizieren.
Ein multifaktorieller Ansatz kann hier Abhilfe schaffen: durch die Nutzung von Technologie in Symbiose mit lokalen Ressourcen können Unternehmen Primärinformationen von Lieferanten sammeln, sowie Datenbanken oder öffentlich zugängliche Informationen nutzen. Somit kann die Datenqualität erhöht und die Belastung für Käufer und Lieferanten reduziert werden.
- Vertrauen
Eine effektive Sorgfaltspflicht in der Lieferkette basiert auf Vertrauen zwischen den einkaufenden Organisationen und ihren Lieferanten. Wichtig ist hierbei Verständnis für Befragungen und den Austausch von Informationen aufzubauen. Die aktive Einbindung von Lieferkettenpartnern im Rahmen eines Bildungs- und Zusammenarbeitsprogramms fördert Vertrauen und Transparenz.
- Ressourcenbeschränkungen
In einem Papier der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu den Kosten und dem Wert der Sorgfaltspflicht in Mineral-Lieferketten werden sowohl Kosten in der vorgelagerten als auch in der nachgelagerten Lieferkette, die sowohl von der Organisation, die die Sorgfaltspflichtprozesse verwaltet, als auch vom Lieferanten, der der Sorgfaltspflicht unterliegt, getragen werden. Die Kosten variierten je nach Organisation und deren Reifegrad.
Ein Großteil der Kosten im Zusammenhang mit der Sorgfaltspflicht, die von deutschen Unternehmen hervorgehoben wurden, die das Lieferkettengesetz einhalten müssen, war auf den erhöhten Bedarf an spezialisierten Ressourcen und/oder die Zeit zurückzuführen, die für Sorgfaltspflichtaktivitäten aufgewendet werden musste.
Auf der Lieferantenseite mussten Lieferanten ihre Prozesse anpassen und in einigen Fällen Personal einstellen, um ihre eigene Compliance zu unterstützen.
Obwohl die Einhaltung der Sorgfaltspflicht zweifellos Kosten verursacht, gibt es Möglichkeiten für Unternehmen und Branchenverbände, die Last zu teilen. Durch Zusammenarbeit von Unternehmen und Organisationen in Interessensgemeinschaften, um Sorgfaltspflicht- und Compliance-Protokolle zu etablieren, können Kosten der Sorgfaltspflicht geteilt und die repetitive Natur der Compliance für gemeinsame Lieferanten verringert werden.
In einem Papier des Supply Chain Intelligence Institute Vienna zur vorgeschlagenen CSDDD der EU wird auf die Vorteile eines Netzwerkmodells hingewiesen: Eine Marktlösung kann sowohl die entstehenden Kosten als auch das Risiko, mit einem nicht konformen Unternehmen zu arbeiten, reduzieren, indem die Kosten der Sorgfaltspflicht effektiv gebündelt werden. Ein Positivlisten-Ansatz erhöht die Effizienz des Überwachungssystems erheblich. Es erhöht auch die Effektivität, da die Nichteinhaltung eines einzelnen Lieferanten zur Streichung dieses Lieferanten für den gesamten EU-Markt führt. Dies vervielfacht die Anreize für die Einhaltung.
Dies wird durch die eigene Erfahrung von Achilles unterstützt, verantwortungsbewusste Einkaufsorganisationen und transparente Lieferanten zusammenzubringen, um die Last des Lieferkettenrisikomanagements zu teilen. Dies ermöglicht nicht nur die gemeinsame Kostentragung der Compliance, sondern auch greifbare, schrittweise Einsparungen durch Standardisierung, wo immer möglich, und den Austausch nicht sensibler, nicht wettbewerbsrelevanter Informationen zwischen allen Parteien. Lieferanten können einen Bewertungsprozess nutzen, um die Anforderungen mehrerer Kunden gleichzeitig zu erfüllen. Für einkaufende Unternehmen bedeutet dies, dass sie das Rad nicht neu erfinden oder Zeit mit einem Präqualifikationsprozess für jedes Angebot verschwenden müssen, was die Effizienz im Beschaffungsprozess erhöht und gleichzeitig die Leistung in der Lieferkette kontinuierlich verbessert.
- Die Belastung für kleine Unternehmen
Sowohl der Thomson Reuters-Artikel als auch separate Analysen des Deutschen Wirtschaftsinstituts heben die Auswirkungen der Sorgfaltspflichtgesetzgebung auf kleine Unternehmen hervor. Solche Analysen zeigten, dass diese Auswirkungen nicht auf deutsche Unternehmen beschränkt sind, sondern auch Unternehmen in Schwellenländern oder „Drittländern“ betreffen. Während kleine Unternehmen möglicherweise nicht direkt zur Einhaltung der Gesetzgebung verpflichtet sind, sind sie dennoch neuen Prüfungsanforderungen ausgesetzt, da Einkaufsorganisationen von ihnen verlangen und erwarten, dass sie ähnliche Werte und Prozesse demonstrieren.
Somit erzeugt eine erhöhte gesetzliche Belastung für Einkaufsorganisationen einen „Trickle-Down“-Effekt für kleinere Unternehmen in der Lieferkette. Zusätzlich zu einem Netzwerkansatz zur Erfüllung der Anforderungen gibt es weitere proaktive, kosteneffektive Schritte, die Unternehmen ergreifen können, um kleinere Lieferanten zu unterstützen. Bildungs- und Zusammenarbeitsprogramme in der Lieferkette bieten eine sinnvolle und effektive Möglichkeit, Lieferkettenpartner zu schulen. Der Austausch von Fachwissen und Best Practices verbessert nicht nur die Qualifikationen in der Lieferkette, sondern erhöht auch das Vertrauen und die Transparenz.
Die neuen Sorgfaltspflichtregelungen für Lieferketten, die in Europa und weltweit in Kraft treten, schaffen zusätzliche Herausforderungen für Unternehmen, die direkt und indirekt von der Gesetzgebung betroffen sind. Diese anfänglichen Herausforderungen werden im Laufe der Zeit abnehmen. Unternehmen werden sich anpassen, Anforderungsprozesse effektiver gestalten und etalieren und die positiven Auswirkungen weltweit spürbar sein.
Achilles arbeitet mit einem internationalen Netzwerk von Käufern und Lieferanten in Risiko behafteten und streng regulierten Branchen zusammen. In über 30 Jahren haben wir drastische Verbesserungen in der Lieferkette unserer Kunden begleitet. Als Pioniere arbeiten wir weiterhin daran, den Aufbau einer effektiven, sinnvollen und kosteneffizienten Sorgfaltspflicht zu erleichtern.
Um mehr über die Möglichkeiten zu erfahren, die Ihr Unternehmen bei der Einführung einer Achilles-Strategie zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette hat, oder um zu erfahren, wie Sie Ihre Transparenz gegenüber über 600 internationalen Einkaufsorganisationen demonstrieren können, kontaktieren Sie uns.